Herr Stein, welche Zertifizierungen kann ein Betrieb von Ihnen erhalten?
Wir zertifizieren Unternehmen nach zwei klebtechnischen Normen und einer Richtlinie: DIN 2304, DIN 6701 und TLA-0023. Die DIN 2304 bezeichnet die Qualitätsanforderungen Klebprozesse und ist der Standard für sicheres Kleben in Industrie und Handwerk. Diese Norm findet in Branchen wie der Automobilindustrie, dem Boots- und Schiffbau, der Elektrogeräte- und Elektronikindustrie sowie in der Bauindustrie ihre Anwendung. Für die Schienenfahrzeugbereich gibt es eine separate Norm, die DIN 6701. Seit etwa einem Jahr führen wir auch Zertifizierungen gemäß TLA-0023 durch. Diese Richtlinie beschreibt die klebtechnischen Qualitätsanforderungen an Herstell- und Instandsetzungsbetriebe für militärische Produkte. Hierbei überprüfen wir die klebtechnischen Prozesse im Bereich der Wehrtechnik im Auftrag der Bundeswehr/ WIWeb (Wehrwissenschaftliches Institut für Werk- und Betriebsstoffe).
Wie läuft eine Zertifizierung ab? Welche Schritte gibt es dabei zu beachten?
Zuerst muss sich das Unternehmen anhand der Zertifizierungsprogramme und Normen vorbereiten. Anforderungen betreffen u.a. die Bestimmung der erforderlichen klebtechnischen Klasse, das Festlegen des klebtechnischen Arbeitsumfanges sowie die Personalqualifizierung. Hier besteht beispielsweise auch ein Zusammenhang zum Fraunhofer IFAM, wo verschiedene Weiterbildungen vom Klebpraktiker bis zum Klebfachingenieur durchgeführt werden. Die Anforderungen können u.a. im Informationsmaterial auf der Website des TBBCert eingesehen werden. Hat sich der Betrieb vorbereitet und die Anforderungen des jeweiligen Zertifizierungsprogramms umgesetzt, wird ein gemeinsamer Termin im zu auditierenden Unternehmen vereinbart. Einer unserer Auditoren verbringt dann ein bis zwei Tage im jeweiligen Betrieb und prüft die Umsetzung der Anforderungen des Zertifizierungsprogramms. Hierbei werden unter anderem folgende Bereiche betrachtet: Vertragsprüfung, Konstruktion und Design, Gestaltung der Klebprozesse, Fertigung, Lagerung und Logistik und Qualitätssicherung. Wird der Betrieb allen Anforderungen gerecht, wird nach diesem Audit das entsprechende Zertifikat ausgestellt. Der Betrieb und das Zertifikat werden zusätzlich in einem Online-Register veröffentlicht (www.din 6701.de; www.din 2304.de; www.tla0023.de).
Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation und dem Corona-Virus um? Besuchen Sie die Unternehmen trotzdem und können Zertifizierungen sogar online vergeben werden?
Aufgrund der aktuellen Reisebeschränkung können wir momentan keine Audits im Ausland durchführen. In Deutschland versuchen wir die Termine so gut es geht durchzuführen – natürlich unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen. Bei einigen Unternehmen haben wir sogar schon Remote-Audits abgehalten. Das ist jedoch nur dann möglich, wenn diese keine eigene Fertigung besitzen, sondern beispielsweise nur Konstruktionsleistungen erbringen. Über eine Web-Konferenz können wir dann die entsprechenden Dokumente prüfen und Zertifizierungen ausstellen.
Vielen Dank für das Interview!