Das Reparaturverfahren: Ein entscheidender Aspekt beim Einsatz von Faserverbundkunststoffen

Faserverstärkte Kunststoffe weisen in der Regel hohe spezifische Steifigkeiten und Festigkeiten auf. Dies macht sie zu geeigneten Werkstoffen im Leichtbau. Sie werden in der Luftfahrt, Marine, Windenergie, dem Schienenfahrzeugbau und vielen weiteren Branchen eingesetzt. In der Anwendung sind sie jedoch enormen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die die Lebensdauer nachteilig beeinflussen können: Temperaturschwankungen, Feuchte, UV-Strahlung, mechanische Beanspruchungen, Salze oder andere chemische Verbindungen. Die Folgeschäden sind oftmals gar nicht sichtbar und werden nicht wahrgenommen, doch das kann fatale Folgen haben. Daher sind umfassende Kenntnisse über die Eigenschaften von Faserverbundkunststoffen nötig sowie die Möglichkeit einer fachgerechten Reparatur.

Wir haben bei Claas Hoffmann, Leitung der praktischen Weiterbildung im Bereich Faserverbundtechnik, nachgefragt, welche Herausforderungen und aktuellen Trends bestehen sowie, worin der entscheidende Unterschied zwischen Reparatur und Produktion liegt.

 

Herr Hoffmann, was möchten Sie den Anwendern aus der Praxis an die Hand geben?

Jeder Schadensfall ist sehr individuell und damit ist es schwer für jede Reparatur ein Standardvorgehen festzulegen. Viel mehr liegt es an der Erfahrung des Personals, das mit denn gegeben Möglichkeiten die qualitativ beste Reparatur gewährleisten muss. Die Anpassung der Reparatur an die äußerlichen Gegebenheiten stellen hierbei hohe Anforderungen an das Personal. Gerade dieser Aspekt setzt neben den handwerklichen Fähigkeiten ein sehr hohes technisches Verständnis voraus. In der Produktion hingegen werden in den meisten Fällen diese Paramater zugunsten der Qualität und Wirtschaftlichkeit positiv beeinflusst.

 

Wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf?

Viele Branchen passen ihr Reparaturverfahren und auch ihre Materialien neuen Entwicklungen aus der Forschung an. So werden Aushärtungszeiten immer kürzer und die Aushärtungstemperaturen immer geringer, um gegebenenfalls auch bei widrigen Umgebungsbedingungen oder bei Arbeiten an schwer zu erreichenden Orten eine qualitativ hochwertige Reparatur zu gewährleisten. Neben den ohnehin schon hohen Anforderungen an das Personal stellen diese Entwicklungen neue Herausforderungen dar. Gerade deshalb sind Weiterbildungsangebote für diese Themenbereiche von größter Bedeutung

 

Welchen Ausblick möchten Sie in die Zukunft wagen?

Aufgrund des Leichtbaupotenzials tragen faserverstärkte Kunststoffe bereits in sehr vielen Anwendungen zu einer nachhaltigen Entwicklung bei. Trotzdem gibt es weitere Bestrebungen, um verstärkt nachhaltigere und bio-basierte Systeme einzusetzen. Einige dieser Systeme haben den Sprung aus der Forschung in die Entwicklung bereits geschafft und finden in unterschiedlichen Produkten Anwendung – und sind somit auch verstärkt Inhalt in unseren Weiterbildungslehrgängen. Da die Entwicklung in der Reparatur in den meisten Fällen jedoch etwas zeitverzögert zur Produktionsentwicklung abläuft, werden neue Erkenntnisse und Materialen aus der Forschung und Entwicklung oftmals erst deutlich später betrachtet. Sobald nachhaltigere Materialen in einem breiteren Anwendungsfeld vertreten sind, werden sich auch die Reparaturprozesse diesem Trend anpassen. Kontinuierliche Weiterbildung des Personals kann hier Wissenslücken gar nicht erst entstehen lassen.

 

Vielen Dank für das Interview!