22. »Bremer Klebtage«: Interview mit Dr. Matthias Popp zu seinem Vortrag »Debonding On Demand – Viele Methoden, Ein Ziel«

Im Rahmen der 22. »Bremer Klebtage« haben wir Dr. Matthias Popp gebeten, uns ein paar Fragen zu seinem Vortrag mit dem Titel »Debonding On Demand – Viele Methoden, Ein Ziel« zu beantworten. In unserem Gespräch erläutert er die Konzepte und Herausforderungen hinter dem Thema, diskutiert die technologischen und umweltrelevanten Aspekte von Debonding und gibt einen Einblick in die zukünftigen Entwicklungen in diesem Bereich.

© Fraunhofer IFAM

1. Was verbirgt sich hinter dem Titel des Vortrags, den Sie auf den »Bremer Klebtagen« gehalten haben?

Der Vortrag behandelte die verschiedenen Möglichkeiten, Klebstoffe mit »Debonding-Eigenschaften« zu versehen. Es soll deutlich werden, dass sowohl sehr einfache als auch sehr komplexe Maßnahmen, die eine Veränderung des Klebstoffpolymers bedeuten, zum Ziel führen können.

2. Was sind die größten technologischen Herausforderungen bei der Implementierung von Debonding-Mechanismen in der Praxis?

Die größte Herausforderung liegt in der Aufgabe, die Zuverlässigkeit des Klebstoffs während des Lebenszyklus nicht negativ zu beeinflussen und Anwender sowie Kunden davon zu überzeugen.

3. Welche umweltrelevanten Vorteile bietet die Möglichkeit zum Debonding und wie trägt dies zur Nachhaltigkeit in der Industrie bei?

Kleben ist eine Schlüsseltechnologie für Leichtbau und Energieeffizienz. Nichtsdestotrotz kann auch die Trennung von Wertstoffen und deren Recycling bzw. Wiederverwertung einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Aktuell wird dies z.B. in der Schuhindustrie deutlich, wo es ein großes Interesse gibt, Polyurethansohlen vom Rest des Schuhs zu trennen und das Polyurethan wiederzuverwenden.

4. Welche Sicherheitsaspekte müssen bei der Entwicklung und Anwendung von Klebstoffen mit Debonding-Funktion berücksichtigt werden?

Hier gilt die gleiche Antwort wie für Frage 2: Die Zuverlässigkeit des Klebstoffs innerhalb des Lebenszyklus darf auf keinen Fall negativ beeinflusst werden.

5. Wie sehen Sie die zukünftigen Entwicklungen im Bereich Debonding und welche neuen Technologien oder Methoden könnten hier wegweisend sein?

Persönlich vermute ich, dass eher selten die Chemie des Klebstoffs verändert werden wird, sondern dass eine Additivierung des Klebstoffs mit Partikeln, die über externe Trigger (Mikrowelle, UV-Licht, Ultraschall) aktiviert werden können, der erfolgversprechendste Weg sein wird, um Debonding-on-Demand in Klebverbindungen zu realisieren.

6. Wie haben sich Ihrer Meinung nach die Themenschwerpunkte der »Bremer Klebtage« über die Jahre verändert? Gibt es Themen, die früher im Fokus standen und heute weniger relevant sind oder umgekehrt?

Augenzwinkernd könnte man sagen, dass in der Vergangenheit die Anwender von der Beständigkeit einer Klebverbindung überzeugt werden mussten und heute vom Gegenteil: »Debonding-on-demand«. Ohne Zweifel und ganz im Ernst spielen die Aspekte Nachhaltigkeit, CO2-Bilanz und Kreislaufwirtschaft heute eine viel wichtigere Rolle als noch vor einigen Jahren.