Der Lehrgang wird als Online-Format mit Präsenzphase für die praktische Ausbildung (Blended Learning) angeboten. Im Interview erläutert Milan Kelch, Referent im Weiterbildungszentrum Faserverbundwerkstoffe, den Ablauf und die Vorteile dieses Kursformats.
Was sind die zentralen Inhalte des englischsprachigen Kurses für Faserverbundkunststoff-Fachkräfte, den Sie dieses Jahr betreuen?
Ziel dieses Lehrgangs ist es, die Teilnehmenden dazu zu qualifizieren, hochwertige Bauteile aus faserverstärkten Kunststoffen herzustellen, zu reparieren und diese Prozesse auch anzuleiten. Zentrale Inhalte sind dabei zunächst die verschiedenen Komponenten wie Fasern, Matrixsysteme, textile Halbzeuge, Kernwerkstoffe, Preforms und Prepregs und wie diese die Eigenschaften sowie die Prozesse beeinflussen. Weiterhin werden alle relevanten Fertigungsverfahren wie Handlaminieren, Vakuumsackverfahren, Vakuuminfusion, Prepreg-lay-up mit Autoklavhärtung, RTM sowie Press- und Pultrusionsverfahren theoretisch und größtenteils auch praktisch behandelt. Da neben der Herstellung auch die Instandhaltung eine immer wichtigere Rolle spielt, wird der gesamte Prozess vom Verständnis der Schadensmechanismen über Methoden zur Schadenserkennung und -beseitigung bis hin zur eigentlichen Reparatur in Theorie und Praxis abgebildet.
Können Sie uns einen Einblick in das Blended Learning-Konzept geben und wie es den Lernprozess der Teilnehmenden fördert?
Blended Learning bedeutet, dass verschiedene Lernformate miteinander kombiniert werden. So werden beispielsweise theoretische Lerneinheiten mit praktischen Lerneinheiten oder Online-Formate mit Präsenzformaten kombiniert. Dadurch wird das Lernen für die Teilnehmenden wesentlich abwechslungsreicher und es werden noch mehr unterschiedliche Lerntypen berücksichtigt.
Was sind die Vorteile dieser Lernmethode?
Ein wesentlicher Vorteil für die Teilnehmenden ist zunächst die Reduzierung der Präsenzzeit und der notwendigen Reisen. Statt bisher 15 Tage sind die Teilnehmenden nur noch 8 Tage vor Ort in Bremen. Statt ehemals drei notwendigen Reisen nach Bremen, oft auch am Wochenende, ist nur noch eine Reise notwendig. Dadurch können Aufwand und Kosten insbesondere für internationale Teilnehmende reduziert werden. Aus methodisch-didaktischer Sicht hat das Format zudem den Vorteil, dass die Teilnehmenden in den Online-Lerneinheiten die Inhalte in ihrem eigenen Tempo aufnehmen und verarbeiten können. Wir haben in ähnlichen Kursformaten die Erfahrung gemacht, dass die Teilnehmenden sogar etwas besser auf die Prüfungen vorbereitet sind als im reinen Präsenzformat.
Wie sieht die konkrete Ausgestaltung des Blended-Learning-Kurses aus?
Die Gruppe der Teilnehmenden wird zunächst in einem Live-Video-Meeting zusammengeführt und mit dem Ablauf vertraut gemacht. In einer anschließenden zweiwöchigen Online-Lernphase arbeiten sich die Teilnehmenden durch qualitativ hochwertig aufbereitete Lerneinheiten mit vielen Interaktionsmöglichkeiten z.B. durch Quizzes. Innerhalb dieser Online-Lernphase bieten mehrere Live-Meetings die Möglichkeit, Fragen zu diskutieren und wesentliche Lerninhalte interaktiv zu wiederholen. Nach einer einwöchigen Pause beginnt die Präsenzphase in Bremen. Hier hat jeder Teilnehmende die Möglichkeit, verschiedene Fertigungs-, Prüf- und Reparaturverfahren in unseren Werkstätten selbst durchzuführen. Passend zur jeweiligen Einheit werden wesentliche theoretische Lerninhalte aufgefrischt. Am achten Tag der Präsenzphase findet dann die praktische und theoretische Abschlussprüfung statt.
Welche Online-Tools kommen zum Einsatz?
Die Lerninhalte werden auf der Lernplattform des Fraunhofer IFAM bereitgestellt. Dort haben die Teilnehmenden nicht nur Zugriff auf die Lerneinheiten, sondern auch auf weiterführende Materialien, Literaturhinweise, ein Glossar und ein Forum für Fragen. Auch die Links zu den Live-Sessions werden hier zur Verfügung gestellt. Für diese wird Microsoft Teams verwendet, so dass eine einfache Teilnahme über den Browser möglich ist.
Wie wird die Lernerfolgskontrolle im Blended-Learning-Kurs sichergestellt?
Während der Online-Lernphase haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihren Lernerfolg durch Quizzes und interaktive Live-Wiederholungen zu überprüfen. Zu Beginn der Präsenzphase findet eine weitere schriftliche Prüfung statt, in der der Lernerfolg nochmals überprüft wird.
Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie im Bereich der Faserverbundwerkstoffe in den nächsten Jahren?
Faserverbundwerkstoffe und insbesondere faserverstärkte Kunststoffe haben aufgrund ihres einzigartigen Eigenschaftsprofils nach wie vor ein hohes Potenzial, in noch mehr Anwendungen eingesetzt zu werden. Wesentliche Herausforderungen sind dabei der qualitätsgesicherte Einsatz, um einem Imageverlust entgegenzuwirken und das Leichtbaupotenzial voll ausschöpfen zu können.