»Application Technology 4.0« Angewandte Klebprozesse in der Industrie von morgen

Andreas Kiefer
© Atlas Copco
Andreas Kiefer ist Vice President, Market Intelligence – Business Development – Sales Industrial Assembly Solutions Division bei Atlas Copco.

Wie lassen sich moderne Klebprozesse gestalten? Wir haben mit Andreas Kiefer, Referent der Bremen Bonding Days über Industrie 4.0 und innovative Applikationstechnologien gesprochen. Andreas Kiefer ist Vice President für Market Intelligence, Business Development und Sales in der Industrial Assembly Solutions Division bei Atlas Copco. Mit seinem Vortrag »Application Technology 4.0« überzeugte er das Publikum bei den Bremen Bonding Days am 24. und 25. November 2021. In diesem Beitrag möchten wir die Gestaltung der Industrie 4.0 näher beleuchten. In einem Beispiel aus der Praxis gehen wir auch auf das Kleben in der modernen, vernetzten Produktion ein.

Die Industrie 4.0 definieren

Robotik, Effizienz, Automatisierung und Vernetzung – diese Schlagwörter tauchen oft in Zusammenhang mit dem Begriff Industrie 4.0 auf. Doch auf was bezieht sich die Industrie 4.0 eigentlich? Industrie 4.0 ist die digitale Transformation von Produktionsprozessen und Wertschöpfungsketten. Dabei knüpft sie besonders an das intelligente Vernetzen von Maschinen und Prozessen für die Industrie auf Basis von Informations- und Kommunikationstechnologien an. Cyberphysische Systeme, also der smarte Verbund von Computern und physischen Maschinen, sind die Basis der Industrie 4.0 und werden ergänzt durch moderne Software-Systeme zur Steuerung. Hier kommt dann der nächste Fachbegriff zum Einsatz, das IoT – Internet of Things. Im Grunde lässt der Begriff Industrie 4.0 aber Raum für verschiedene Auslegungen. »Industrie 4.0 ist ein sehr offener Begriff. Wichtig ist jedoch: Unternehmen müssen den Begriff individualisiert und mit Blick auf das eigene Geschäftsmodell betrachten«, sagt Andreas Kiefer, verantwortlich für den Bereich Market Intelligence, Business Development und Sales in der Industrial Assembly Solutions Division bei Atlas Copco.

Eine Grafik zur Industrie 4.0
© Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA)
Die Abbildung zeigt die verschiedenen Bereiche, welche Unternehmen bei ihrem Digitalisierungsprozess auf dem Weg zur Industrie 4.0 grundsätzlich angehen können.

 

Industrie 4.0 im Unternehmen umsetzen

Was brauchen unsere Kundinnen und Kunden in den kommenden Jahren? Was können und müssen wir im Unternehmen umsetzen, um einen Mehrwert zu schaffen, profitabel zu sein und auf dem Markt bestehen zu können? Andreas Kiefer beschäftigt sich mit diesen Fragen bei Atlas Copco – und das seit gut 20 Jahren. Vor acht Jahren setzte er Maßnahmen wie Mitarbeiterschulungen und die Einführung neuer Positionen um, um die Industrie 4.0 im Unternehmen möglich zu machen. Nun hat der Experte vier Kernbotschaften für Unternehmen, die ihre digitale Transformation vorantreiben können.

4 Kernbotschaften zum Aufsetzen einer Strategie

Eine unternehmenseigene Definition der Industrie 4.0 konzipieren. Industrie 4.0 sieht für jedes Unternehmen anders aus und sollte mit speziellem Blick auf die interne Organisationsstruktur, Geschäftsmodell, Kunden und Möglichkeiten definiert werden.

Die Auswirkungen auf das eigene Geschäftsmodell bedenken. Je nach Geschäftsmodell kann sich ein Umsetzen des Industrie-4.0-Gedankens gravierend auswirken. Zum Beispiel kann der Bereich Data Driven Services Auswirkungen auf das eigene Geschäftsmodell haben, die so nicht unbedingt erwartet oder gewünscht sind. Dies sollte strategisch und tiefgreifend durchdacht werden.

Ein solides Fundament intern aufbauen. Im Rahmen der Digitalisierung des Unternehmens auf dem Weg zur Industrie 4.0 ist es wichtig, innerhalb des Unternehmens bei den Beschäftigten und den internen Prozessen zu beginnen. Die Belegschaft muss motiviert und geschult werden. Außerdem müssen ihnen die richtigen Tools zur Verfügung gestellt werden – die Nutzung einer Cloud und Apps mit zeitgemäßen IT-Sicherheitsstandards sind dabei essentiell. Viele Unternehmen beginnen damit, sich bei den Kunden und Messzahlen, wie beispielsweise Umsatz und Gewinn, zu orientieren. Ein Scheitern ist vorprogrammiert.

Bei Atlas Copco gibt es drei Apps, mit denen durch die Nutzung von Daten ein Mehrwert geschaffen wird: ALTURE: Maintain hilft bei der Wartung der Systeme und Maschinen, ALTURE: Optimize dient zur Optimierung der Prozesse und mit ALTURE: Track können Mitarbeiter Daten extrahieren.

Data Driven Services sind die Pflicht ─ einen Zusatznutzen durch die Datenanalyse zu schaffen ist die Kür. Data Driven Services sind ein wichtiges Element der Industrie 4.0. »Unternehmen sollten in der Lage sein, Daten entlang der ganzen Wertschöpfungskette zu erheben und zu analysieren«, sagt Andreas Kiefer. In der Praxis werden durch die Erkenntnisse mit Data Driven Services beispielsweise Verschleißerscheinungen und Verbrauchsmengen reduziert. So kann durch die genaue Berechnung des Bedarfs eines bestimmten Reinigungsmittels Verschwendung minimiert werden. Das hat nicht nur auf die Kosten einen positiven Effekt, sondern ist auch gut für die Umwelt. Andreas Kiefer ergänzt: »Allerdings sollte, über diese Nutzung hinaus, stets tiefer analysiert werden, wie ein Mehrwert geschaffen werden kann.«

Ein Beispiel aus der Automobilbranche – und hier kommt nun auch das Kleben ins Spiel: Mit einem optischen System, in diesem Fall eine Kamera, wird eine spezifische Situation im Herstellungsprozess erfasst, analysiert und berechnet. Die Kamera erfasst zum Beispiel die Dachnaht an der Karosserie eines Automobils. Auf Basis der daraus resultierenden Berechnungen lässt sich der Kleb- und Dichtstoff passgenau auf den sogenannten Toleranzspalt an der Dachnaht auftragen. So sieht Application Technology 4.0 in der Praxis aus.

Nicht nur digitale Tools und Analysen sind für Erfolgsprojekte entscheidend. Das Team von Atlas Copco schätzt auch die Weiterbildungsangebote am Fraunhofer IFAM, insbesondere den EAE und den EAS, seit einigen Jahren. Standardisierte und zertifizierte Weiterbildungen sind sehr wichtig, um sichere Klebprozesse in der Industrie zu gewährleisten. Im Gegenzug freuen wir uns beim Fraunhofer IFAM über diese wertvollen Praxiseinblicke! Vielen Dank!

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